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EIne Vereinbarkeitsmanager sitzt an einem Tisch mit ihrem Laptop und lacht in die Kamera. Ihre Kollegen sind verschwommen im Hintergrund zu sehen.
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Was macht ein:e Vereinbarkeitsmanager:in?

Zwei Frauen, eine Mission: Fiorella Danker und Svenja Honneff sind zertifizierte Vereinbarkeitsmanagerinnen und wollen eine gelebte Work-Life-Balance in Unternehmen umsetzen. Wir haben sie zu ihrer Motivation und den Inhalten des IHK-Lehrgangs befragt.

Wer im Unternehmen weiß, welche Vereinbarkeitsmodelle sich die Mitarbeitenden wünschen? Wer kennt die bestehenden Maßnahmen und Angebote und ist die Schnittstelle zwischen Geschäftsführung und Eltern, pflegenden Angehörigen und Mitarbeitenden mit Wünschen nach mehr Work-Life-Balance? 

Der Zertifikatslehrgang Vereinbarkeitsmanager:in an der IHK Düsseldorf setzt genau hier an und vermittelt Kompetenzen und Fachwissen über moderne Arbeitsmodelle, rechtliche Bedingungen sowie Kommunikations- und interne Networkskills.

Die Ausbildungen von Fiorella Danker und Svenja Honneff im Zertifikatslehrgang hat der pme Familienservice mit einem Teil-Stipendium gefördert. Entwickelt wurde der Zertifikatslehrgang von der Firma smart worq in Kooperation mit der IHK Köln.

Stellt euch einmal kurz vor: Wer seid ihr und hattet ihr selbst schon Probleme, Beruf und Privates miteinander zu vereinbaren?

Fiorella: Mein Name ist Fiorella und bei uns klappt das Vereinbaren von Familie, Beruf und Zeit gut. Meine zweijährige Tochter geht gerne in die Kita, meine Arbeit bei My Collective und als selbstständige Coachin erfüllt mich sehr und unsere freie Zeit genießen wir gemeinsam oder auch mal alleine mit Spiel, Sport und Spaß. Meine Ehrenämter habe ich so verändert, dass auch meine Tochter dabei sein kann. Das gilt auch für die ein oder andere sportliche Aktivität.

Svenja: Ich bin Svenja Honneff, 33 Jahre jung, Mama von zwei wundervollen Mädchen (7 und 2 Jahre) und arbeite 22 Stunden die Woche im Backoffice der Personalabteilung eines mittelständischen Unternehmens.   Ich hatte schon immer viele Lebensbereiche zu vereinbaren. Meinen berufsbegleitenden Masterstudiengang habe ich begonnen, als ich mit meiner ersten Tochter schwanger war und beendet, als sie eineinhalb Jahre war. Wieder Vollzeit arbeiten gegangen bin ich, als meine Tochter 11 Monate war. Als ich mit meiner zweiten Tochter schwanger war, stand für mich fest, dass ich nicht mehr Vollzeit in meinen Beruf zurückkehren möchte. Mein Mann ist selbstständig und erst spät abends zuhause, sodass die Care-Arbeit hauptsächlich zu meinen Aufgaben gehört.

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"Als Vereinbarkeitsmanagerin entwickele ich Konzepte und Maßnahmen, die für Mitarbeitende und Unternehmen gewinnbringend sind."
Fiorella Danker, Mutter und Coachin, Fiorella Danker Coaching

Warum brauchen Unternehmen eine:n Vereinbarkeitsmanager:in?

Fiorella: Es gibt mittlerweile genug Studien, die aufzeigen, dass sich eine gelebte Vereinbarkeit positiv auf die Mitarbeiterzufriedenheit und –bindung auswirkt. Wichtig ist also, dass in Unternehmen offen über dieses Thema gesprochen wird und individuelle Vereinbarkeitsmodelle umgesetzt werden. Als Vereinbarkeitsmanager:in orientiere ich mich an den individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiter:innen und des Unternehmens und entwickelt Konzepte und Maßnahmen, die für alle gewinnbringend sind. Zudem lernen Menschen dadurch, offener mit den Themen Vereinbarkeit und Bedürfnisse umzugehen.

Svenja: Die heutigen Lebensmodelle und -phasen haben sich im Vergleich zu früher stark verändert. Den Mitarbeiter:innen die notwendige Unterstützung in Form von entsprechenden Vereinbarkeitsmaßnahmen zu gewähren, kann nicht von einer klassischen Personalabteilung oder der Führungskraft nebenher erledigt werden. Daher ist es von Vorteil, jemanden im Unternehmen zu haben, der sich mit den Maßnahmen und Möglichkeiten gut auskennt und sie an die Belegschaft weiterreichen kann.

Welche Erfahrungen habt ihr im Lehrgang gemacht? Und was für euch die größte Überraschung?

Svenja: Überrascht war ich definitiv von der Vielzahl an Vereinbarkeitsmaßnahmen, die es bereits in Konzernen gibt, und wie weit entfernt der Mittelstand teilweise von diesem Status Quo ist. Zudem war mir bis dato nie bewusst, auf welches Pflege- und Arbeitskräfteproblem wir hinsteuern, sobald die Baby-Boomer in Rente gehen.

Was braucht es, damit Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben in Zukunft noch besser gelingen kann?

Fiorella: Toleranz und Offenheit, und vor allem viele Menschen (besonders Entscheidungsträger:innen), die bereit sind für Veränderungen und diesen positiv gegenüberstehen.  

Svenja: Das Thema braucht definitiv mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Vielen Menschen und Unternehmen ist die Dringlichkeit noch nicht klar. Im vorherrschenden Arbeitnehmermarkt ist ein Umdenken unausweichlich, um gerade als mittelständischer Arbeitgeber wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir brauchen Führungskräfte, die dieses Thema leben und als Vorbild voranschreiten, sodass gelebte Vereinbarkeit nicht mehr als Schwäche oder Thema von Müttern abgetan wird.

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"Vereinbarkeitsmaßnahmen können nicht von einer klassischen Personalabteilung oder Führungskraft nebenher erledigt werden."
​​​​​​​Svenja Honneff, Mutter, Mitarbeiterin Backoffice Personalabteilung, Marx Gruppe

Ersetzen Vereinbarkeitsmanager:innen EAP-Dienstleistungen (Employee Assistance Program), wie die des pme Familienservice?

Svenja: Der pme Familienservice ist eine wichtige Stütze für alle Vereinbarkeitsmanager:innen, um die Maßnahmen mit verschiedenen Dienstleistungen zu begleiten (z.B. Suche und Vermittlung von Kinderbetreuungsplatz). Dieser Service sollte weiterhin bei entsprechenden Dienstleistern verbleiben.

Fiorella: Während Vereinbarkeitsmanager:innen eher das grobe Gerüst auf- und ausbauen, sind Dienstleister wie der pme Familienservice für konkrete Angebote und Beratungen zuständig und unerlässlich.

Welche Konzepte, Projekte und Zukunftspläne habt ihr als Vereinbarkeitmanagerinnen?

Fiorella: Ich möchte das erlangte Wissen, die tollen Ideen und Konzepte weitergeben. Und weil es ein Thema ist, was fast alle Menschen interessiert, ergeben sich auch viele Möglichkeiten, darüber zu sprechen, und sehr oft daraus dann weitere Ideen. Es tut gut, sowohl Verantwortlichen in Unternehmen ihre Wirkungsmöglichkeiten zu verdeutlichen als auch Betroffenen aufzuzeigen, was alles denkbar ist und in anderen Unternehmen schon umgesetzt wird.  

Svenja: Ich möchte definitiv etwas verändern und in der Gesellschaft bewegen bzw. auf diese Thematik aufmerksam machen. Wie der Weg genau aussieht, kann ich noch nicht sagen. Ob ich das Thema in einem Unternehmen als Vereinbarkeitsmanagerin umsetze oder mir selbst ein Business aufbaue, habe ich noch nicht entschieden.

Wenn ihr nur mit den Fingern schnippen müsstet, was würdet ihr in eurem Unternehmen oder insgesamt verändern?

Svenja: Ich wünsche mir, dass das Problem in meinem Unternehmen gesehen und die Notwendigkeit eines Umdenkens erkannt wird. Erste Maßnahmen sind flexible Arbeitszeitmodelle, die Möglichkeit, Remote zu arbeiten und definitiv Führungskräfteschulungen. Wenigstens eine Frau in einer Führungsposition würde ich ebenfalls sehr begrüßen.    

Infos IHK-Zertifikatslehrgang Vereinbarkeitsmanager:in

Alle Infos zum nächsten Durchlauflauf des IHK-Zertifizierungslehrgangs finden Sie hier: https://smartworq.de  

Unter anderem geben Expert:innen des pme Familienservice im Rahmen des Lehrgangs Einblicke, wie die verschiedenen EAP-Dienstleistungen das Vereinbarkeitskonzept von Unternehmen stärken können.

 

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