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Mann und Frau traurig in Arm in Arm
Eltern & Kind

Unerfüllter Kinderwunsch: Wie die Herausforderung meistern 

Eine Familie zu gründen ist für viele Menschen ein fester Bestandteil in der Lebensplanung. Bleibt der Wunsch nach einem eigenen Kind jedoch unerfüllt, ist das ein schmerzlicher Prozess, der eine Lebenskrise auslösen kann. Erfahren Sie, wie Paare und Singles mit der emotionalen Belastung umgehen können. 

Ein unerfüllter Kinderwunsch ist keine Seltenheit 

Es passiert nicht selten, dass der Wunsch nach Kindern unerfüllt bleibt. Laut einer im Jahr 2020 veröffentlichten Studie des BMFSFJ liegt der Anteil ungewollt kinderloser Frauen und Männer im Alter zwischen 20 und 50 Jahren bei 32 Prozent. Im Vergleich zu 2013 ist das ein erheblicher Anstieg von sieben Prozent.  

Außerdem zeigt sich mit Blick auf die Gesamtheit aller ungewollt Kinderlosen, dass das Thema nicht nur Paare, sondern auch Singles betrifft. Im Jahr 2020 lebten in Deutschland 65,5 Prozent in einer heterosexuellen Partnerschaft, drei Prozent in einer homosexuellen Partnerschaft und 31,5 Prozent in keiner festen Partnerschaft.

Studie "Ungewollte Kinderlosigkeit 2020: Leiden - Hemmungen - Lösungen" 

Für weitere Informationen liefert die 2020 veröffentliche Studie des BMFSFJ umfangreiche Zahlen über Gründe, Ursachen und Diskriminierungserfahrungen von ungewollt kinderlosen Frauen, Männern und Paaren aus verschiedenen sozialen Milieus, getrennt nach Alter und Geschlecht. Außerdem gibt die Studie Einblicke in die Gefühlslage betroffener Paare und zeigt, welche Hilfs- und Unterstützungsangebote sie sich wünschen.

Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch 

Die Gründe, warum sich ein Kinderwunsch nur schwer oder gar nicht erfüllen lässt, sind vielfältig. Häufig spielen biologische Ursachen wie Fruchtbarkeitsprobleme, hormonelle Störungen oder Krankheiten eine Rolle. Aber auch psychologische Faktoren wie übermäßiger Stress oder Beziehungsprobleme können den Weg erschweren. 

Ungewollte Kinderlosigkeit resultiert oft aus einer Kombination mehrerer Faktoren, weshalb es ratsam ist, bei anhaltenden Schwierigkeiten rechtzeitig medizinische und psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich von Fachleuten beraten zu lassen. 

Emotionale Belastungen in der Kinderwunschzeit 

Kommt das Wunschkind nicht auf natürlichen Wegen zustande, verbreiten sich schnell Frust und Enttäuschung in der Paarbeziehung und belasten die Psyche. Schuldgefühle können aufkommen oder das Gefühl von Minderwertigkeit.  

Ein Lichtblick ist inzwischen die Reproduktionsmedizin, die von Hormonbehandlungen bis zu künstlicher Befruchtung eine Vielzahl an Fruchtbarkeitsbehandlungen bereitstellt, die den Kinderwunsch erfüllen können. Doch besonders für Frauen können solche Behandlungen körperliche und emotionale Herausforderungen mit sich bringen. Sie sind es, die anstrengende Therapien auf sich nehmen müssen, einhergehend mit regelmäßigen Terminen im Kinderwunschzentrum, operativen Eingriffen und der Einnahme von Hormonen, die Nebenwirkungen haben können.  

Selten suchen sich Betroffene in dieser emotionalen Ausnahmesituation Unterstützung im Freundeskreis oder in der Familie. Zu groß sind die Scham und das Gefühl, versagt zu haben. Auch hat die bereits erwähnte Studie „Ungewollte Kinderlosigkeit 2020“ gezeigt, dass sich ungewollt Kinderlose von der Gesellschaft unverstanden und ausgegrenzt fühlen. Dabei wurde auch deutlich, dass Frauen darunter stärker leiden als Männer. 

Vorurteile bei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften mit Kinderwunsch 

Familien mit zwei Müttern oder zwei Vätern werden gesellschaftlich zunehmend als selbstverständlich wahrgenommen. Dennoch sind sie häufiger mit Bedenken konfrontiert, dass eine weitere Identifikationsfigur mit dem anderen Geschlecht fehlt. Studien belegen, dass Kinder keine nachteiligen Auswirkungen erfahren, wenn sie in sogenannten Regenbogenfamilien aufwachsen. Entscheidend für eine gesunde und glückliche Entwicklung des Kindes ist nicht vorrangig das Geschlecht, sondern die Qualität der Beziehung zwischen den Sorgeberechtigten und dem Kind. 

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Vorurteile gegenüber Alleinstehenden mit Kinderwunsch 

Äußern Singles den Wunsch nach Familienplanung, kommt schnell die Frage nach dem geeigneten Partner oder der Partnerin. Doch nicht immer wollen Menschen mit Kinderwunsch im klassischen Familienmodell Mutter, Vater, Kind leben. Entweder aus Überzeugung oder weil der oder die richtige Lebenspartner:in (noch) nicht gefunden wurde.

Mit mehr Gelassenheit durch die Kinderwunschzeit 

Auch wenn viele Betroffene in dieser Zeit ein Wechselbad der Gefühle durchleben, ist es ratsam, das bisherige Leben nicht zu vernachlässigen. 

  • Haben Sie Aktivitäten, Freizeitunternehmungen oder Freundschaften hintangestellt, nehmen Sie diese wieder auf. 
  • Wenn die seelischen oder körperlichen Belastungen zu groß werden, machen Sie „Urlaub vom Kinderwunsch“: Legen Sie einen Zeitraum fest, in dem Sie nicht über den Kinderwunsch sprechen und keine Versuche unternehmen, sich Ihren Kinderwunsch zu erfüllen. 
  • Stellen Sie sich darauf ein, dass es Zeiten geben wird, in denen es darum geht, die Stimmungsschwankungen auszuhalten. Überlegen Sie im Vorfeld, was Ihnen dann guttun könnte.

Hilfe durch professionelle Beratung 

Suchen Sie sich professionelle Hilfe, wenn Sie die emotionale Achterbahnfahrt zwischen Hoffnung und Enttäuschung nicht mehr aushalten. Wenn Sie das Gefühl haben, mit Ihrer Lebenssituation nicht zurechtzukommen, wenn Sie sich zurückziehen, Ihre Partnerschaft unter dem unerfüllten Kinderwunsch leidet oder Sie vor Entscheidungen stehen, die Sie überfordern, dann kann eine psychosoziale Beratung hilfreich und entlastend sein.  

  Eine Beratung kann helfen, 

  • Informationen zu erhalten und zu bewerten, 
  • ein passendes Behandlungskonzept zu finden, 
  • mehr Gelassenheit zu entwickeln, 
  • Probleme in der Partnerschaft zu klären, 
  • mit dem/der Partner:in im Austausch zu bleiben, 
  • abzuwägen, ob eine Adoption infrage kommt,  
  • den Zeitpunkt zu finden, sich vom Kinderwunsch zu verabschieden, 
  • einen nicht erfüllten Kinderwunsch zu verarbeiten, 
  • einen Plan B zu entwickeln.

Erfahrungsaustausch in Selbsthilfegruppen 

Von einer Selbsthilfegruppe werden Sie profitieren, wenn Sie sich mit anderen Betroffenen austauschen wollen. In einem geschützten Rahmen können Sie über alle Gefühle, Ängste und Hoffnungen sprechen. Niemand wird dort verlegen schweigen oder Ihren Kummer bagatellisieren. Sie erfahren, wie andere mit dieser schwierigen Lebenssituation umgehen, und profitieren von deren Erfahrungen. Außerdem erhalten Sie Informationen rund um den Kinderwunsch. Eine psychosoziale Beratung oder psychotherapeutische Behandlung kann eine Selbsthilfegruppe jedoch nicht ersetzen. Sie kann diese aber effektiv ergänzen. 
 

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